Der Kongress - Wiener Kongress

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Der Kongress

Nach der Niederlage Napoleons bei der Völkerschlacht von Leipzig im Oktober 1813 und seiner Abdankung im April 1814 konnte ein Krieg, der die europäische Landkarte völlig verändert hatte, vorerst beendet werden. Die Neuordnung Europas sollte nicht mehr auf den Schlachtfeldern, sondern auf einem Kongress, wie ihn die Welt noch nie zuvor gesehen hatte, erfolgen.
Bis heute prägte das Bonmot vom "tanzenden Kongress" unser Geschichtsbewusstsein. Und tatsächlich warfen sich die Kongressgäste in den Wirbel der Lustbarkeiten, nach den Schrecken des Krieges wollte man das Leben wieder voll genießen. Man feierte und tanzte, eine Vergnügung jagte die andere und häufig spielten die Alkoven und Salons eine wichtigere diplomatische Rolle als die Sitzungssäle. Den hohen Gästen wurden auch allerhand geboten, wie die Besichtigungsliste des Obersthofmeisters Ferdinand von Trauttmansdorff beweist, die immerhin fünfundfünfzig verschiedene Objekte umfasst, darunter auch karitative und militärische Einrichtungen.
Das Ausmaß der Feierlichkeiten täuscht leicht darüber hinweg, dass enorm viel geleistet wurde, und zwar in den Ausschüssen des Kongresses. Hier verhandelten die bevollmächtigten Vertreter der jeweiligen Länder, die oft froh waren, ihre Herren anderwärtig beschäftigt zu wissen, um selbst in Ruhe arbeiten zu können.

Bild oben: Der Kongress tanzt, zeitgenössische Karikatur von 1815. In der Mitte die drei Monarchen von Österreich, Preußen und Russland. Rechts hält der König von Sachsen seine Krone fest, ganz rechts die Republik Genua, während ganz links Talleyrand in aller Ruhe zusieht und Castlereagh (in rot) zu resignieren scheint.

Die Verhandlungen gestalteten sich dennoch als äußerst schwierig, was nicht zuletzt daran lag, dass Vertreter aus 200 Gemeinschaften am Kongress teilnahmen. Jede Delegation wollte ihr Stück vom Kuchen, zumindest aber die früheren Zustände wieder herstellen.
Obwohl der Kongress offiziell erst am 1. November 1814 begann, fanden bereits davor Verhandlungen statt, und zwar zwischen den "Großen Vier": Großbritannien, Österreich, Preußen und Russland. Später wurde noch der Kriegsverlierer Frankreich in diese Verhandlungsrunde aufgenommen, was sicher dem großen Verhandlungsgeschick seines Delegierten Talleyrand zu verdanken war. Hier wurden die wichtigsten Themen, wie die Zukunft Sachsens und Polens, verhandelt.
Die weiteren Verhandlungen wurden - völlig neu im Bereich der Diplomatie - in einzelnen Kommissionen und Ausschüssen behandelt. Diese betrafen nicht nur territoriale Angelegenheiten, sondern man beriet auch über das Verbot des Sklavenhandels, die Freiheit der Flussschifffahrt sowie das diplomatische Reglement.
Der Kongress dauerte um einiges länger als geplant, er geriet zwischendurch immer wieder ins Stocken und für kurze Zeit befürchtete man aufgrund der angespannten Stimmung sogar eine neue kriegerische Auseinandersetzung. Die unerwartete Rückkehr Napoleons aus seinem Exil auf Elba machte die europäischen Länder trotz aller Gegensätze wieder zu Verbündeten. Napoleon konnte in der Schlacht von Waterloo im Juni 1815 endgültig besiegt werden, am 9. Juni 1815 wurde in Wien die Schlussakte des Kongresses von den Bevollmächtigten der Signatarmächte paraphiert.


 
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